Eine Rettungsweste sollte eine Person, die sich im Wasser befindet, bestenfalls selbstständig in die Rückenlage drehen und den Kopf über Wasser halten, damit die Atemwege frei sind. Diese Eigenschaft ist vor allem dann wichtig, wenn eine Person bewusstlos ist bzw. wenn eine Person bewusstlos über Bord geht. Rettungswesten, die in der Lage sind, die Atemwege einer bewusstlosen Person freizuhalten, werden daher als ohnmachtssichere Rettungswesten bezeichnet.
Ohnmachtssichere Rettungsweste: Anwendungsgebiet, Auftrieb und Normierung beachten
Um die richtige ohnmachtssichere Rettungsweste zu finden, müssen Sie auf das Anwendungsgebiet und die Normierung Ihrer Rettungsweste achten. Diese werden durch die SOLAS-Vereinbarung sowie die entsprechenden europäischen bzw. deutsche Normen festgelegt.
Für eine Ohnmachtssicherheit benötigen Rettungswesten den richtigen Auftrieb, damit der Kopf eines Menschen, der durchschnittlich ca. 6-8 KG wiegt, über Wasser bleibt. Zudem sollte der Körper so gedreht werden, dass Mund und Nase an der Luft gehalten werden.
Die Drehung wird „Drehmoment“ und das Freihalten von Mund und Nase „Freibord“ genannt. Und der Auftrieb an die Wasseroberfläche mit Drehmoment und Freibord kann erst ab einer bestimmten Auftriebskraft erreicht werden. Zudem ist die Kleidung ein ausschlaggebender Faktor für eine ohnmachtssichere Rettungsweste.
Für Rettungswesten wurden unter anderem vier essentielle Sicherheitsstufen bzw. Normen festgelegt: 50N (DIN EN ISO 12402-5), 100N (DIN EN ISO 12402-4), 150N (DIN EN ISO 12402-3) und 275N (DIN EN ISO 12402-2). Nachfolgend erfahren Sie, welche Rettungsweste ohnmachtssicher ist, für welches Anwendungsgebiet sie gedacht ist und welche Faktoren die Ohnmachtssicherheit beeinträchtigen.
Ohnmachtssichere Rettungsweste ab 275N
Die Rettungsweste mit einem Mindestauftrieb ab 275N ist die Königsklasse der Rettungswesten. Die 275N-Klasse ist vorrangig für den Einsatz im Hochsee-Bereich gedacht, bei denen Personen zusätzliche Gewichte mittragen und bei denen sie mit schwersten Bedingungen konfrontiert werden.
Aber die 275N-Rettungsweste ist auch für Personen vorgesehen, die Bekleidung tragen, in der sich Luft ansammeln kann. Die eingeschlossene Luft in der Kleidung kann nämlich bei kleineren Auftriebsklassen dazu führen, dass diese zwar aufgetrieben, jedoch nicht mehr in eine sichere Lage gedreht werden.
Die aufblasbare 275-Rettungsweste ist so konzipiert, dass sie selbst trotz schwerer Schutzbekleidung grundsätzlich immer noch ohnmachtssicher ist. Für schwere Bedingungen oder Kleidung ist die 275N-Rettungsweste Pflicht!
Ohnmachtssichere Rettungsweste ab 150N
Rettungswesten der Klasse 150N sind meist Automatik-Rettungswesten und nur teilweise Feststoffwesten und sie sind grundsätzlich ohnmachtssicher. Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen mit durchschnittlicher Größe und durchschnittlichem Gewicht sollte die 150N-Rettungsweste in der Lage sein, eine bewusstlose Person in eine sichere Lage zu drehen, ohne dass die Person mitwirken müsste.
Eine Rettungsweste der Klasse 150N ist für den allgemeinen Gebrauch normalerweise vollkommen ausreichend. Bei fester Kleidung oder bei schweren Bedingungen kann die Ohnmachtssicherheit jedoch eingeschränkt sein.
Eine einfache Seglerjacke oder eine schwerere Bekleidung bei Unwetter kann Luft einschließen und dadurch die Drehung der Rettungsweste behindern. Aus diesem Grund sollten Sie eine Rettungsweste der 150N-Klasse nur dann erwerben, wenn Sie nicht auf hoher See unterwegs sind.
Fahrten in küstennahen Gewässern, wie z.B. in Flussmündungen und Flüssen, Seen und Buchten, aber auch Fahrten in Gewässern außerhalb von Küstengewässern, mit einer maximalen Windstärke 8 und Wellenhöhe von 4 Metern sollten für diese Rettungsweste kein Problem sein.
Rettungswesten (Automatikwesten) ab 150N
Ohnmachtssichere Rettungsweste ab 100N
Ab einer Auftriebsstufe von mindestens 100N kann eine Rettungsweste den Auftrieb eines Körpers mit Drehmoment und Freibord erreichen. Der Auftrieb, die Drehung und Freibord werden jedoch nur erreicht, wenn die tragende Person von durchschnittlicher Größe und von durchschnittlichem Gewicht ist.
Zudem darf der Erwachsene nur leicht bekleidet sein, ansonsten könnte sich zu viel Luft in der Kleidung einschließen und die Ohnmachtssicherheit behindern. Idealerweise sollte die Person die 100N – Rettungsweste unbekleidet überziehen. Da das in der Praxis jedoch ein eher unwahrscheinlicher Fall ist, kann von einer Ohnmachtssicherheit nicht ausgegangen werden.
Eine weitere Voraussetzung für eine ohnmachtssichere Rettungsweste ab 100N ist, dass sich die Person in geschützten Gewässern bzw. Binnenrevieren (Fließ- und Stillgewässer) befindet. Das bedeutet, dass Fahrten mit diesen Rettungswesten eher in küstennahen Gewässern, Seen und kleinen Buchten, kleinen Flüssen und Kanälen stattfinden sollten.
Achten Sie außerdem auf eine maximale Wellenhöhe von 0,3 Metern und auf eine maximale Windstärke 4.
Rettungswesten mit einem Auftrieb von 100N sind also geeignet für durchschnittliche Erwachsene, die sich in ruhigen Gewässern befinden und ungeeignet für schwere Bedingungen. Diese Rettungswesten sind für Personen bestimmt, die in ruhigen Gewässern auf Hilfe und Rettung warten müssen.
Rettungswesten (Feststoffwesten) ab 100N
Ohnmachtssichere Rettungswesten ab 50N?
Eine Weste mit einem Auftrieb von mindestens 50N ist keine Rettungsweste! Sie wird von der oben genannten Norm lediglich als Schwimmhilfe eingestuft. Sie ist nicht ohnmachtssicher! Es wird empfohlen, dass Schwimmhilfen nur in Ufer- oder Küstennähe genutzt werden. Außerdem sollten nur erfahrene Schwimmer eine Schwimmhilfe anlegen. Unerfahrene Schwimmer sollten auf einen stärkeren Auftrieb setzen.
Der Sinn hinter dieser Empfehlung liegt darin, dass sich meist weitere Menschen in Ufer- oder Küstennähe befinden, die im Ernstfall schnellstmöglich eingreifen können. Alternativ können geübte Schwimmer an das rettende Ufer gelangen, ohne das eigene Leben zu riskieren.
Die Schwimmhilfen haben einen hohen Tragekomfort, was von Vorteil ist. Nachteilig ist jedoch, dass sie nur für wenige Situationen geeignet sind. Die Auftriebskraft von 50N ist leider zu gering, weshalb eine Ohnmachtssicherheit nicht gegeben ist. Personen, die eine Schwimmhilfe tragen, müssen aktiv mitwirken.
Hier nochmals ein kurzer Überblick, ob und wann eine Schwimmhilfe für Sie geeignet ist.
Geeignet für:
- Wassersportler (Wasserski, Kanu-, und Kajakbereich, usw.)
- Erfahrene Schwimmer, die sich in ruhigen Gewässern und in Ufer- oder Küstennähe befinden
Ungeeignet für:
- Nichtschwimmer bzw. unerfahrene Schwimmer
- Unruhige Gewässer
Schwimmhilfen ab 50N
Ohnmachtssichere Rettungsweste: Baby, Kleinkind und Kind
Für Babys, Kleinkinder und Kinder gelten andere physikalische Regeln als für Erwachsene. Deshalb werden eigene Rettungswesten für unsere Kleinen hergestellt. Grundsätzlich sollte Ihr Baby, Kleinkind oder Kind nur in ruhigen Gewässern und bei guten Bedingungen mit an Bord sein. Zudem bietet es sich natürlich an, schnellstmöglich einen Schwimmkurs mit Ihren Kleinen zu besuchen.
Rettungsweste für Ihr Baby
Sobald Aktivitäten auf See oder in Seenähe stattfinden, sollte eine Rettungsweste bei Babys Pflicht sein. Ein zuverlässiger Schutz verleiht ein sicheres Gefühl für die Eltern, befreit jedoch nicht von der Obhutspflicht. Behalten Sie Ihr Baby immer im Blick!
Professionelle Rettungswesten für Babys starten bereits ab fünf Kilo. Achten Sie wirklich darauf, dass Sie die Gewichtsangaben der Hersteller einhalten.
Aufgrund der schwimmphysikalischen Besonderheit der Rettungswesten für Babys hätte das falsche Gewicht und die falsche Passform fatale Auswirkungen.
Rettungsweste für Ihr Kleinkind
Ab Beginn des zweiten bis Vollendung des dritten Lebensjahres spricht die kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) von einem Kleinkind. Im Hinblick auf ohnmachtssichere Rettungswesten für Kleinkinder gibt es außer dem Gewicht Ihres Kindes keine wesentlichen Unterschiede.
Eltern sollten Ihre Kleinkinder weiterhin immer im Blick behalten und darauf achten, dass sie vor Gefahren geschützt sind. Die richtige Passform sowie die richtige Gewichtsklasse sollten den Ausschlag für die passende Rettungsweste geben.
Das durchschnittliche Gewicht eines Kleinkindes beträgt zwischen neun und 13 Kilogramm. Also sollten Rettungswesten für diese Gewichtsklasse gewählt werden. Da Abweichungen natürlich möglich sind, sollten Sie das Gewicht Ihres Kleinkindes jedoch regelmäßig überprüfen!
Rettungsweste für Ihr Kind
Ab dem vierten bis zum 12. Lebensjahr handelt es sich nach der oben genannten Empfehlung der KVB um ein Kind.
Der Körper wächst, Ihr Kind nimmt an Gewicht zu und die motorischen Fähigkeiten bilden sich weiter aus. Dennoch ist auch hier wieder das Gewicht entscheidend: Ab 15 bis 40 Kilogramm Ihres Kindes bietet sich eine Automatik-Rettungsweste an, die mit wächst.
Die abgebildete Automatik-Weste sorgt für einen hohen Tragekomfort, für einen grundsätzlich ausreichenden Auftrieb und die Gurte sind verstellbar, wodurch die Rettungsweste mitwachsen kann.
Diese Automatik-Rettungsweste hat zudem eine Lebensdauer von zehn Jahren, solange Sie die Rettungswerte regelmäßig warten lassen.
Zum Begriff: „Ohnmachtssichere Rettungswesten“
Wie Sie sehen, gibt es viele unterschiedliche Situationen, die eine eigentliche ohnmachtssichere Rettungsweste beeinträchtigen können. Ob es die falsche Kleidung oder das falsche Anwendungsgebiet ist – die Ohnmachtssicherheit kann schnell in Gefahr geraten.
Auch ist die Aussage „ohnmachtssichere Rettungsweste“ bei Werbetexten keine Garantie für eine Ohnmachtssicherheit. Eine einfache Segeljacke kann den Auftrieb beeinträchtigen. Aber auch das Drehen im Wasser kann durch die Art des Falles ins Wasser beeinträchtigt werden. Der falsche Aufprallwinkel, falsche Arm- oder Beinstellungen, Materialfehler und mehr können natürlich nie ausgeschlossen werden.
Deswegen sollten Sie sich vor dem Kauf Ihrer Rettungsweste Gedanken machen, in welchen Gewässern Sie sich aufhalten werden, für welche Anwendung (Segeln, Rudern, Wasserski, usw.) Sie eine Weste benötigen, welche Kleidung Sie tragen werden und wie schnell Sie im Ernstfall gerettet werden könnten.