Sie retten unzählige Leben und gehören heute auf jedes Schiff und jede Fähre. Segler tragen sie ständig, aber auch Angler und alle anderen, die aus den unterschiedlichsten Gründen am oder auf dem Wasser sind, vertrauen ihrem Schutz.
In einigen Situationen sind sie sogar obligatorisch, damit jeder sofort im Notfall auf sie zugreifen kann: Rettungswesten.
Welche Arten von Rettungswesten gibt es?
Generell unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Westen-Typen:
Die präventive Weste
Die präventive Weste wird zur eigenen Sicherheit ständig getragen. Segler, Angler, Surfer, Kanu-Fahrer und überhaupt Wassersportler aller Art tragen sie. Sie gehört auch zur Ausrüstung von allen, die auf dem Wasser arbeiten. Diese Westen müssen sehr komfortabel sein. Sie dürfen nicht zu schwer sein und dürfen die Bewegungsfreiheit nicht einschränken.
Sie sind fast immer mit einem Lifebelt kombiniert, einem Gurt, der das Überbord-fallen verhindern soll. Die Länge dieses Gurts ist sehr wichtig und je nach Situation unterschiedlich. Bei schwerem Wetter sind Segler und alle, die auf dem Wasser arbeiten, angehalten, beides zu tragen.
Die interventive Weste
Die interventiven Rettungswesten kennen die meisten Reisenden und Touristen. Sie sind nur für den Notfall gedacht, und man findet sie an Bord aller Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Flugzeuge. Besonders wichtig ist hier die einfache Bedienung.
Jeder muss sich eine solche Weste anlegen können, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Der Tragekomfort spielt dagegen keine große Rolle. Diese Westen können also durchaus unbequem sein. Sie sind deshalb auch günstiger als die präventiven Westen.
Feststoff-Weste oder Automatik-Weste: Die Varianten
Feststoffwesten sind fertig genäht und mit einem Material gefüllt, das schwimmfähig ist und kein Wasser aufsaugt. Sie sind preiswert und müssen jährlich nur einer Sichtprüfung unterworfen werden.
Sie können längere Zeit an Bord eines Schiffes liegen und funktionieren auch dann noch perfekt. Allerdings haben sie eine relativ geringe Auftriebskraft von höchstens 100 Newton und sind nur begrenzt ohnmachtssicher.
Aufblasbare Rettungswesten haben meist einen hohen Auftriebswert. Fast alle bequemen präventiven Westen sind heute aufblasbar. Sie sind mit Gasdruckpatronen versehen, die automatisch auf Wasser reagieren und deshalb die Westen innerhalb von höchstens fünf Sekunden aufblasen.
Zum Einsatz kommt dafür das ungefährliche Kohlendioxid. Aber dieser Mechanismus kann eventuell auch versagen, vor allem dann, wenn man vergessen hat, die Westen vor dem Einsatz zu überprüfen.
Für diesen nicht wünschenswerten Notfall haben aufblasbare Westen immer ein Mundstück, mit dem man sie manuell selbst aufblasen kann. Jeder kennt die Prozedur von den Westen im Flugzeug, wenn die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen vor dem Start zeigen, wie es funktioniert.
Der Mechanismus mit den Gasdruckpatronen ist sehr sicher, aber auch so sensibel, dass die Westen regelmäßig überprüft werden müssen. Hersteller empfehlen einen Wartungszeitraum von höchstens zwei Jahren. Außerdem haben sie – je nach Marke – eine begrenzte Lebensdauer von zehn bis fünfzehn Jahren.
Wie funktioniert die automatische bzw. aufblasbare Weste genau?
Natürlich beäugt man etwas kritisch den Mechanismus einer automatisch aufblasbaren Rettungsweste. Kann es wirklich sein, dass sich diese Weste, die optisch an etwas zu dick geratene Hosenträger erinnert, automatisch bei einem Sturz ins Wasser aufbläst! Ja, es funktioniert. Der Mechanismus ist denkbar einfach.
Es gibt eine unter Spannung stehende Feder, die mit einer Hebelwirkung den Bolzen in die Gaspatrone treibt. Dabei öffnet sie sich und gibt das Gas frei.
Feder und Bolzen werden durch eine Tablette zurückgehalten. Sie zerfällt sofort, wenn sie mit Wasser in Kontakt kommt.
Dieser Vorgang darf nur wenige Sekunden dauern. Für längere Fahrten sollten immer genug Tabletten an Bord sein, damit man die Rettungswesten regelmäßig warten und neu befüllen kann.
Westen können an Bord auch nass werden, ohne dass ein Notfall vorliegt. Man braucht nur mit der Gischt in Berührung zu kommen.
Die Tabletten liegen jedoch so geschützt, dass sie nicht auf jeden kleinen Spritzer Wasser reagieren. Wichtig ist jedoch, dass man die Rettungswesten zum Trocknen nicht in die Sonne legt, da die Tabletten in der Hitze ihre Geschmeidigkeit verlieren können. Bei längeren Aufenthalten auf See sollte man den Zustand der Tabletten deshalb regelmäßig überprüfen.
Feststoff-Weste vs. Automatik-Weste: Welche ist die richtige für mich?
Reisende gehen davon aus, dass an Bord eines Schiffes oder Flugzeugs auch die passenden Westen vorhanden sind. Nur Besitzer von Yachten oder Wassersportler, Segler und Hobby-Angler kaufen sich selbst eine Weste.
Hier fragt man sich natürlich, welche Weste die beste ist. Die Frage, wie gut man schwimmen kann, sollte man vollkommen außer Acht lassen, da auch die besten Schwimmer ohnmächtig werden oder Probleme im kalten Wasser bekommen können.
Wichtig ist dagegen die Frage, auf welche Gewässer man sich begibt. Ein Hobby-Angler, der gerne vor der Küste Norwegens nach Fischen Ausschau hält, kann eher mit schwerem Gewässer konfrontiert sein als ein Angler, der nur mal ein paar Stunden auf dem Baggersee verbringt.
Es ist auch ein Unterschied, ob ich durch einen ruhigen See paddle, oder ob ich ein Fan von Rafting und Bergbach-Paddeln bin. Hier trägt man dann nicht nur eine Weste, sondern auch einen Helm und muss bei der Wahl der Weste sehr umsichtig sein.
Wichtig ist auch die Frage nach der Körpergröße und nach dem Gewicht. Eine zierliche Person muss eine andere Weste wählen als ein 130-Kilo-Mann. Ein Punkt, der oft übersehen wird, ist die Frage nach der Kleidung.
Wenn die Kleidung wasserdicht ist, können beim Sturz Luftblasen entstehen, die sich dann in der Kleidung stauen. Diese Luftansammlungen können das automatische Umdrehen im Wasser verhindern.
Wer sich eine Rettungsweste selbst kauft, sollte vor dem Kauf überlegen, was er gerne trägt. Es ist ein Unterschied, ob man nur mit Shorts auf einem Boot ist oder schwere Fischerkleidung trägt. All das spielt bei der Wahl der richtigen Rettungsweste eine wichtige Rolle.
Für Segler, die oft nur im Hafen sind, dann aber auch manchmal einen großen Hochseeturn in schwerer Kleidung durchführen, lohnt es sich auf jeden Fall, mehrere Rettungswesten an Bord zu haben. Dann ist man für jede mögliche Situation perfekt gerüstet.
Vor dem Kauf sollte man sich also folgende wichtigen Fragen stellen:
- In welchem Gewässer bin ich unterwegs?
- Was wiege ich und wie groß bin ich?
- Welche Kleidung trage ich normalerweise an Bord?
- Trage ich die Weste ständig oder nur in besonderen Situationen?
- Benötige ich viel Bewegungsfreiheit, weil ich gleichzeitig segle oder arbeite?
Wechselnde Gäste, welche Westen?
Auf Yachten sollten immer so viele Rettungswesten an Bord sein, dass jeder Passagier und jedes Crew-Mitglied problemlos nach einer greifen kann, denn natürlich kommen die unterschiedlichsten Gäste zu Besuch.
Sie können jung oder alt, klein oder groß, dick oder dünn sein. Wer nur auf Binnengewässer unterwegs ist, kann sich mit einer Auswahl an Westen mit 100 Newton Auftrieb begnügen.
Wer auch das Mittelmeer und andere Meere ansteuert, muss natürlich auch Westen mit höheren Newton-Werten an Bord haben. Aufblasbare und bequeme Westen können außerdem selbst dann problemlos getragen werden, wenn gar kein Notfall vorliegt.
Sie sichern die Gäste während ihre Auszeit an Bord, beruhigen die Crew und sind der beste Schutz in unvorhergesehenen Situationen.
Es sollte immer mindestens eine Weste pro Person an Bord sein. Umsichtige Skipper sorgen jedoch für eine größere Auswahl, damit sichergestellt ist, dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Außerdem ist das Tragen von Westen in vielen EU-Ländern außerhalb Deutschlands obligatorisch. Das gilt auch für die Binnengewässer in der Schweiz. Jeder Skipper muss sich vor dem Segelturn genau informieren.
Westen für jede Sportart
Jede Sportart benötigt eine andere passende Weste. Eines haben jedoch alle Westen gemeinsam. Sie müssen richtig sitzen, sie dürfen die Bewegungsfreiheit nicht einschränken und sie müssen zuverlässig sein.
- Beim Wasserski-Fahren oder Walke-Boarden benützt man eine Feststoffjacke mit Prallschutz, da man sonst bei jedem Sturz ins Wasser eine neue Patrone kaufen müsste. Diese Schwimmwesten haben allerdings keinen Ohnmachtsschutz. Wasserskifahrer sind jedoch nie alleine auf dem Wasser und können immer mit schneller Hilfe rechnen.
- Angler in ruhigem Gewässer können eine leichte Feststoffweste tragen, da sie ruhig im Boot sitzen und keine hohen N-Werte benötigen.
- Angler, die weit hinausfahren und Bewegungsfreiheit benötigen, sollten sich eine aufblasbare Weste mit Lifebelt zulegen.
- Segler benötigen ebenfalls eine aufblasbare Weste mit Lifebelt.
- Paddler könnten sich ebenfalls mit einer Schwimmhilfe oder Feststoffweste begnügen, bevorzugen aufgrund der Bewegungsfreiheit jedoch meist die aufblasbaren Westen. Für kurze Kanufahren in den Sommerferien stellen Veranstalter meist Schwimmwesten zur Verfügung. Wer in gefährlicheren Gewässer paddelt, sollte sich beraten lassen und alle Sicherheitsvorschriften beachten.
Ich bin groß und schwer – was tun?
Übergewichtige Menschen machen sich oft viele Gedanken darüber, ob ihre Rettungsweste sie auch tragen würde. Das sind zum Glück völlig unnötige Sorgen. Nach den Newtonschen Gesetzen spielt beim Auftrieb nicht das eigentliche Gewicht, sondern das spezifische Gewicht eine große Rolle.
Muskelmasse ist schwerer als Fett. Ein 130 Kilogramm schwerer Muskelmann würde demnach schneller versinken als ein fettleibiger Mensch, der ebenfalls 130 Kilo auf die Waage bringt. Deshalb sollte man über sein Gewicht nicht weiter nachdenken und einfach eine gute Weste mit einem passenden N-Wert nehmen und dafür sorgen, dass sie gut passt und sitzt.
Im Endeffekt muss die Weste nur den Kopf über Wasser halten, und der wiegt bei allen Menschen zwischen sechs und acht Kilogramm. Deshalb ist bei jeder Weste das zugelassene Höchstgewicht angegeben. Wer sich daran hält und auch die übrigen Fragen nach der Kleidung und dem Gewässer beachtet, ist auf der sicheren Seite.
Kleiner Tipp: Wer trotzdem immer noch ängstlich ist, aber gerne bei einem längeren Segelturn mitmachen möchte, sollte die Weste einfach vor der Reise einmal testen bzw. professionell beraten lassen.
Es ist wichtig, dass man im Notfall die Ruhe behält. Deshalb ist es immer gut, die Weste einmal völlig entspannt im Wasser zu tragen. Dann merkt man, dass sie hält und dass ihr das Gewicht des Trägers nichts ausmacht. An einem warmen Sommertag dürfte das Testschwimmen kein Problem sein.
Rettungswesten für Kinder
Babys und Kinder sollten immer und ohne Ausnahme Westen tragen. Das gilt bereits für den Hafen, da Kinder auch leicht stolpern und ins Wasser fallen können. Auf dem Wasser muss unbedingt eine Weste mit mindesten 100 N zum Einsatz kommen.
Sie muss gut sitzen und absolute Sicherheit bieten. Bei größeren Kindern ist auch der Look sehr wichtig, da es ihnen sonst peinlich sein kann, die Weste zu tragen. Hier nehmen die Erwachsenen eine wichtige Rolle als Vorbild ein.
Wenn alle in der Familie ganz automatisch auf dem Boot ihre Weste anlegen, macht das Kind problemlos mit. Die Hersteller wissen jedoch, dass sich größere Kinder manchmal schämen, wenn sie Schwimm- oder Rettungswesten tragen müssen und bieten deshalb inzwischen viele Westen in coolen Farben an.
Wichtig! Da Kinder sehr schnell wachsen, muss man vor jedem Einsatz überprüfen, ob die Weste auch noch ordentlich sitzt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft “Mehr Sicherheit für Kinder e.V.” empfiehlt für Kinder eine automatische Rettungsweste der 150 N Klasse.
Schwimmwesten für Hunde
Für Hunde gibt es ausschließlich Feststoffwesten. Allerdings gibt es sie in den unterschiedlichsten Qualitäten.
Schwimmwesten für Hunde machen selbst am Strand manchmal Sinn, da sich Hunde durchaus verschätzen können und viel zu weit hinausschwimmen.
Auf einem Boot sollte die Hundeschwimmweste sowieso obligatorisch sein, da der Hund nach einem Unglück mit den gleichen Herausforderungen im Wasser zu kämpfen hat wie alle Zweibeiner.
Am besten lässt man den Hund die Weste einige Male im heimischen Garten tragen, bevor es ernst wird. Er muss sich langsam an das ungewohnte Kleidungsstück gewöhnen.
Eine gute Hundeweste muss einige Kriterien erfüllen:
- Sie muss gut sitzen
- Sie darf die Bewegungsfreiheit des Hundes nicht einschränken.
- Sie muss auffällig gestaltet sein, damit man den Hund immer wieder findet
- Sie muss so genäht sein, dass sich der Hund nirgendwo mit ihr verfangen kann.
Fakten, Hintergründe und Infos zur Rettungsweste
Die erste Ideen
Die ersten Westen dieser Art gab es schon im Mittelalter. Es waren aufblasbare Schläuche, die man aus Tierhäuten nähte. Andere Westen erinnerten eher an Gürtel, die man aus Kork zusammennähte und den heutigen Schwimmgürteln nicht unähnlich waren.
Trotzdem galt das Wasser grundsätzlich als zu gefährlich für Leute, die nicht unbedingt dort arbeiten oder darauf reisen mussten. Man mied es, wo man nur konnte.
Erst Ende des 17. Jahrhunderts beschäftige sich der Theologe und Arzt Johann Friedrich Bachstrom mit der Frage, wie gesund das Schwimmen ist. Er entwickelte schließlich einen Schwimmgürtel aus Kork und schrieb sogar einen lange Abhandlung über die Frage, wie man nun in Zukunft “allemal aus einem Schiffbruch retten und im Fall ganze Armeen über die breitesten Flüsse bringen kann”.
Diese Schwimmgürtel setzten jedoch voraus, dass der Schwimmer oder Schiffbrüchige bei vollem Bewusstsein war. Falls ein Ertrinkender das Bewusstsein verlor, konnte ihm auch ein Bachstrom-Gürtel nicht mehr helfen. So blieben die kleinen und umschnallbaren Lebensretter Ausnahmeerscheinungen.
Erst die britische Marine erkannte, wie wichtig eine praktische Hilfe für Schiffbrüchige sein könnte. 1854 stellte Kapitän Ward vom britischen Seenotrettungsdienst RNLI eine von ihm entwickelte Überlebensweste vor. Sie ähnelte im Aufbau den Korkgürteln, war aber wesentlich breiter und hatte bereits eine Schulterhalterung.
Es war also eine erste richtige Weste. 1904 wurde sie in der RNLI mit Westen ausgetauscht, die aus dem damals neuen Material Kapok genäht waren. Dieses Material stammt vom Kapokbaum, erinnert an Baumwolle, ist aber extrem leicht und kann mit Öl getränkt werden.
Die Westen selbst waren ebenfalls mit leichten und in Öl getränkten Fasern gefüllt. Sie waren angenehmer zu tragen, passten sich dem Körper leichter an und hielten dreieinhalb Mal so lang über Wasser wie Kork.
Allerdings galten sie als recht unschick. Mannschaften, die Rettungsboote auf den großen Passagierdampfern führen sollten, weigerten sich, sie anzulegen. Sie würden lieber ertrinken, als so grauenhaft bekleidet auf dem Ozean in ein Boot zu steigen. Style war für den wahren britischen Gentleman eben wichtiger als das Leben.
Rettungsweste oder Schwimmweste?
Diese ersten rettenden Westen würde man heute nur noch als Schwimmwesten oder Schwimmhilfen bezeichnen. Schwimmwesten halten den Menschen zwar über Wasser, fordern aber auch seinen Einsatz. Man muss selbst schwimmen und natürlich vor allem dafür sorgen, dass der Kopf über Wasser bleibt.
Eine richtige Rettungsweste kann viel mehr. Sie ist so genäht, dass der Kopf dank eines stützenden Kragens automatisch über Wasser bleibt. Selbst nach einem Sturz aus großer Höhe – wie es auf einem Kreuzfahrtschiff beispielsweise vorkommen könnte – sollte sich der Körper dank der Jacke so umdrehen, dass das Gesicht gen Himmel schaut und der Gestürzte frei atmen kann.
Eine mögliche Bewusstlosigkeit kann unterschiedlich lange dauern und verschiedene Gründe haben. Manchmal schlägt man beim Sturz aus dem Schiff falsch auf. Manche Schiffbrüchige erhalten jedoch bereits vor dem Sturz einen Schlag auf den Kopf. Das kann auch Seglern passieren, wenn ein Quermast – die “Rahe” – plötzlich außer Kontrolle gerät und haltlos über das Deck saust.
Leider verlieren häufig auch Schiffbrüchige beim Erstkontakt mit dem kalten Wasser für einige Zeit das Bewusstsein. Dieser berüchtigte Kälteschock kann außerdem zur Hyperventilation führen. Der Betroffene atmet schneller und intensiver als sonst. Wenn er in dieser Situation auch noch den Kopf unter Wasser hat, sind die Überlebenschancen sehr gering.
Newton zeigt, was die Weste kann
Die Auftriebsstärke einer Weste wird inzwischen in der internationalen Maßeinheit Newton gemessen. Heute unterscheidet man laut der SOLAS-Vereinbarung unter vier verschiedenen Westen-Typen. SOLAS steht für “International Convention fort the Safety of Life at Sea”. Die Konvention wurde zum ersten Mal nach dem Untergang der Titanic unterschrieben und seitdem immer wieder auf den neuesten und aktuellsten Stand gebracht. Die Namen und wichtigsten Eigenschaften der vier Grundtypen:
- Schwimmhilfe. Sie hat einen Auftrieb von 50 Newton (N), ist nicht ohnmachtssicher und für Kinder unter 30 Kilo nicht geeignet. Man verwendet sie in kleinen Jollen oder Booten, beim Paddeln oder Rudern.
- Rettungsweste mit 100 Newton (N). Je nach Bekleidung ist sie ohnmachtssicher. Allerdings gibt es keine Garantie dafür. Sie kommt nur auf Binnengewässern zum Einsatz. Außerdem gelten 100 N als ein guter Auftrieb für Kinderrettungswesten.
- Rettungsweste mit 150 Newton (N). Sie sind ohnmachtssicher und werden auf der Hochsee mit wetterfestem Ölzeug getragen. Sport-Hochseesegler tragen sie, aber auch Fischer und andere, die auf hoher See beruflich und privat unterwegs sind.
- Rettungsweste mit 275 Newton (N). Sie ist selbst bei schwerer Kleidung noch ohnmachtssicher und wird auf der Hochsee und bei speziellen Fällen eingesetzt. So wird sie von Rettungsmannschaften oder von Arbeitern auf Ölplattformen getragen.
Alle europaweit verkauften Rettungswesten müssen außerdem sicherheitstechnisch eine festgelegte DIN-Norm erfüllen. Beim Kauf sollten Sie deshalb auf folgende DIN-Normen achten:
- Schwimmhilfe: DIN EN ISO 12402-5 (früher DIN EN 393)
- Rettungsweste/100 Newton: DIN EN ISO 12402-4 (früher DIN EN 395)
- Rettungsweste/150 Newton: DIN EN ISO 12402-3 (früher DIN EN 396)
- Rettungsweste/275 Newton: DIN EN ISO 12402-2 (früher DIN EN 399)
Interessante Zusatzfeatures
Gute Rettungs- und Schwimmwesten bieten mehr als nur automatischen Schutz vor dem Ertrinken. Folgende Features können vor allem auf hoher See wichtig sein:
- Der Schrittgurt. Er verhindert, dass die Weste über den Kopf wegrutscht.
- Die Schlaufe. Sie vereinfacht nach einem Schiffbruch die Rettung.
- Das Blink- oder Dauerlicht. Es vereinfacht die Suche auf dem Wasser und die Rettung.
- GPS. Es ist noch besser als das Blinklicht und garantiert, dass die Rettung einen auch findet.
- Schutzhaube. Sie schützt den Kopf vor “fliegendem Wasser”, das ebenfalls zum Ertrinken führen kann.
- Der Lifebelt. Er ist für Segler mindestens genauso wichtig wie die Weste.
Was sagt eigentlich das Gesetz?
In vielen europäischen Ländern ist das Tragen von Schwimm- oder Rettungswesten heute Pflicht. In Skandinavien müssen selbst Hunde laut Gesetz mit einer Jacke gesichert sein. In Deutschland gibt es gesetzliche Regelungen nur für die berufliche Schifffahrt.
Wer Plätze auf seiner Yacht vermietet, muss für genügend Rettungswesten sorgen. Privatpersonen können dagegen auf ihren privaten Booten und Schiffen frei entscheiden.
Allerdings gibt eine Reihe von Empfehlungen vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, die in der aktuellen Broschüre “Sicherheit auf dem Wasser” zusammengefasst sind.
Außerdem wird die Rettungswestenpflicht immer wieder im Bundestag diskutiert und könnte demnach auch in Deutschland bald obligatorisch sein.